»Wir brauchen keine Kraftwerke, die nur die Luft verpesten, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!« Ein typisches Beispiel für die Gedankenlosigkeit, die uns nicht einsehen lässt, dass wir in vieler Hinsicht dankbar zu sein haben. Doch wer nachdenkt, kommt schließlich zum Danken, wenn er zu Ende gedacht hat. In einem Brief aus der Gefangenschaft schrieb 1943 Dietrich Bonhoeffer: »Jedenfalls lernt man in solchen Zeiten, dankbar zu werden, was hoffentlich nicht wieder vergessen wird. Denn im normalen Leben wird es einem oft gar nicht bewusst, dass der Mensch unendlich mehr empfängt als er gibt und dass erst Dankbarkeit das Leben reich macht.« Wir leben oft gedankenlos dahin, wodurch unser Leben oberflächlich wird. Ist es denn so selbstverständlich, wenn wir gesund sind, Arbeit und Brot haben, in einer glücklichen Ehe und Familie leben und uns auch manchen Luxus leisten können?
Muss uns denn alles erst aus der Hand geschlagen werden, um zu begreifen, dass nichts, aber auch rein gar nichts selbstverständlich ist? Wer über sein Leben nachdenkt, muss sich doch fragen: Wem habe ich das alles zu verdanken? Oder bin ich meines eigenen Glückes Schmied? Mancher, der das dachte, ist elendig zuschanden geworden. Schon Morgen könnte mich das Unglück treffen. Das wird am eindruckvollsten deutlich, wenn wir an unseren Tod denken. Wie viele möchten gerne noch leben – und müssen doch sterben! Und wie viele möchten gerne sterben – und müssen leben! Wir sind nur zu einem bescheidenen Teil der Schmied unseres Glückes. So komme ich durch Nachdenken dazu, Gott für alles zu danken. Und danke ich Gott in guter Zeit, ist er auch in der Not nicht fern. Karl-Heinz Gries