Wir haben einen Hund, der uns viel Freude bereitet, über dessen Dummheiten wir aber auch oft lachen müssen. Eine Angewohnheit von ihm ist das Verstecken seines Knochens. Wenn er einen solchen aus dem Tiergeschäft hat, an dem er tagelang herumkaut, kann er ihn ja nicht ständig bewachen. Also versteckt er ihn, damit wir ihm bloß das gute Stück nicht wegnehmen. Da er im Haus lebt, nicht im Garten, kann er ihn nicht in der Erde einbuddeln und scharrt somit oft lange an der Decke seines Körbchens, bis der Knochen darunter oder in einer Falte »vergraben« ist.
Die meisten Leser stimmen mir sicher zu, dass dies ein dummer Hund ist. Aber Vorsicht! Sind wir Menschen denn wirklich klüger? Wenn der Hund glaubt, etwas vor uns verstecken zu können, wie viel dümmer ist es, wenn wir Menschen glauben, unsere Dummheiten und Bosheiten vor Gott verstecken zu können.
Wie oft belügen oder betrügen wir jemanden, denken schlecht über unsere Mitmenschen oder tun Dinge, die uns Ehre und Gewinn bringen, obwohl dies eigentlich andere verdient hätten. Wir können Menschen täuschen und ihnen imponieren. Je besser unser schauspielerisches Talent ist, desto weniger Substanz benötigt unsere Arbeit. Der Schein trügt, unser wirklicher Charakter ist weit entfernt von dem, wie uns andere Menschen wahrnehmen.
Wir mögen Menschen täuschen, aber vergessen wir nicht, dass es einen gibt, der alles sieht, gerecht beurteilt und einmal jeden von uns richten oder belohnen wird! Wenn wir einerseits über den Hund lachen, anderseits aber glauben, Gott etwas vormachen zu können, dann gilt uns das Wort aus Psalm 2,4: »Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet über sie.« Hartmut Ulrich