Am 9.1.1890, heute vor 110 Jahren, wurde in Berlin Kurt Tucholsky geboren. Der entschiedene Pazifist und radikale, aufklärerisch motivierte Demokrat trat in Artikeln und Gedichten zur Verteidigung der Weimarer Verfassung an. Er geißelte den Militarismus und den Nationalismus der rückständigen Konservativen, deren Machtzuwachs ihn in die Emigration und schließlich in den Tod trieb. Im Alter von nur 45 Jahren beging er 1935 im schwedischen Exil Selbstmord.
In »Ein Pyrenäenbuch«, einem 1927 erschienenen Reisebericht, schreibt er: »Wenn einer aus Feuerland daherkäme und mir das Abbild seines Gottes zeigte und sagte: ‘Sieh! Er tut Wunder! Er gibt Regen und Sonnenschein! Er heilt die Kranken und fördert die Gesunden! Er schließt die Wunden und trocknet Tränen, er erweckt Tote und trifft mit dem Blitz das Haupt unserer Feinde! Er ist ein großer Gott!’ - spräche er also, so prüfte ich das Gebäude und die Untermauerung seines Glaubens ..., seiner Lehren und Sittengesetze. Und fände ich dann etwa, dass es eine Religion ist, die von ihrem Schöpfer gute Lehren auf den Weg bekommen hat, diesen Schöpfer aber verraten hat um irdischer Güter willen ..., ich schickte den Mann aus Feuerland zurück und pfiffe auf seine Wunder.«
»Recht hat er!«, sind wir sofort geneigt zuzustimmen. Aber gehen wir Christen mit unserem Gott nicht genauso um? Machen wir es einem Fremden nicht schwer an einen Gott zu glauben, der sich der Not der Kranken und Leidenden annimmt, wenn er unsere Autos, Häuser, Versicherungen und Urlaubsreisen sieht? Werbung für Gott muss authentisch sein und keine Theorie. Elmar Scheid