Wer schon einmal in einer Tropfsteinhöhle war, der weiß, dass man da in vielen, ganz zufällig entstandenen Gebilden Menschen, Tiere, Säulenhallen und vieles mehr erkennen kann. Natürlich gehören eine geschickte Beleuchtung und eine rege Fantasie dazu. Denn man weiß ja, dass alles nur zufällig irgendwo aus Kalkwasser entstandene Stalaktiten oder Stalagmiten sind. Aber wir Menschen sind auf Sinn angelegt und versuchen, überall Sinn zu erkennen.
Kommt man wieder ans Tageslicht, ist man tatsächlich von einer Unzahl sinnvoller Dinge umgeben. Von den Gestirnen bis zu den kleinsten Bausteinen des Lebendigen, ist alles in milliardenfachen Abhängigkeiten miteinander verbunden. Aber schon die Kinder lernen in der Schule das Gegenteil von dem, was sie in der Tropfsteinhöhle gemacht haben. Ihnen wird erklärt, es sei nichts als Täuschung, in all dem Sichtbaren Sinn und Planung zu erkennen. In Wirklichkeit sei alles das Ergebnis sinnloser Zufälle, die höchstens durch naturgesetzliche Notwendigkeiten zu dem geworden sind, was wir als wunderbares Zusammenspiel alles Lebendigen wahrnehmen.
Christen glauben, dass Gott der große Schöpfer des Universums ist und dass er nicht gewürfelt hat, sondern alles plante und aufeinander abstimmte. So hat er auch in uns Menschen nicht nur die Suche nach dem Schöpfer, sondern auch die Frage nach dem Sinn des Ganzen niedergelegt.
Alles für Unsinn zu erklären, ist nur der verzweifelte Versuch, die Verantwortung vor dem Schöpfer loszuwerden. Aber das ist genauso zwecklos, wie wenn ein Schuldner einen Zahlungsbefehl zerreißt, weil er meint, dadurch die Schuld loszuwerden.
Hermann Grabe