Seit Jahren lese ich in der Bibel und halte sie schon lange für das beste Lehrbuch, sich selbst zu erkennen. Die in der Bibel dargestellten Personen sind außer Jesus selbst alle mit Fehlern und schlechten Angewohnheiten belastet. Der Spruch »Nobody is perfect« stimmt auffallend gut, ist aber andererseits ein gefährlicher »Trost«, wenn man nämlich damit sein Versagen und Unrecht klein redet.
Leider verschließen die meisten Menschen die Augen vor den eigenen Fehlern, während sie diese bei ihren Mitmenschen deutlich erkennen. Und während sie für sich selbst Ausreden über Ausreden finden, kreiden sie anderen ihre Defizite kräftig an. »So kommt es denn zuletzt heraus, dass ich ein ganz famoses Haus«, wie Wilhelm Busch einmal sagte.
Wie gefährlich eine solche Haltung ist, wird deutlich, wenn wir sie auf körperliche Leidens-Symptome übertragen. Da hat jemand dauernd starke Bauchschmerzen und geht trotzdem nicht zum Arzt, weil er die Diagnose »Krebs« fürchtet. Und das nur, weil in der weiteren Familie schon manche an Krebs gestorben sind. In solchem Fall sollte er gerade rechtzeitig alles unternehmen, was in den Anfangsstadien dieser Krankheit noch helfen kann.
In der Bibel wird die Sünde oft mit Krankheit verglichen. Deshalb hat Jesus Christus auch als ein Zeichen für alle Glaubenden viele Kranke geheilt. Das ist für alle Glaubenden ein Zeichen dafür, dass er auch von den Folgen der Sünde befreien kann. Körperliche Krankheiten haben den leiblichen Tod zur Folge, die Sünde aber zieht den ewigen Tod, die endgültige Trennung von Gott, nach sich.
Hermann Grabe