Herr Quengelmann kam wieder mal so richtig in Fahrt, wie immer, wenn etwas seiner Denkweise zuwiderlief. »Geht nach Afrika zu den Halbwilden oder nach Neuguinea oder Asien, die haben es nötig«, stieß er hervor, »aber lasst uns hier in Ruhe, wir sind immerhin ein christliches Land! Überhaupt, ihr Amis habt ständig das Bedürfnis, euch überall in der Welt einzumischen: in Vietnam, Afghanistan, im Irak und Iran, überall! Und jetzt wollt ihr uns noch missionieren, ausgerechnet ihr!« Herr Quengelmann hatte einen hochroten Kopf bekommen und japste, vor Zorn bebend, nach Luft. Sein Gegenüber, ein Mann mit amerikanischem Akzent, hatte ihm soeben ein Traktat angeboten.
Ja, amerikanische Missionsgesellschaften schicken ihre Missionare seit langem auch nach Deutschland. Das Land der Reformation, der Kirchen und Dome ist Missionsgebiet! Man hat manchmal den Eindruck, dass Gott nochmals mobil macht, um unser Volk wachzurütteln, bevor die Klappe fällt und er auf andere Weise reden muss. Herr Quengelmann hatte das Traktat mit einer wegwerfenden Handbewegung abgewiesen und sein erhitztes Gemüt anschließend mit einem Bier gekühlt. »Diese weltfremden Spinner«, brummte er zwischen zwei Schlucken, »aus Übersee auch noch, als ob wir hier nicht schon genug davon hätten!«
Als der Prophet Jeremia, aus dessen Buch unser Tagesspruch stammt, seine Botschaft an das Volk richtete, stieß er weitgehend auf taube Ohren. Heute ist es in unseren Breiten nicht anders, wenn man den Menschen das Evangelium von Jesus Christus, die wichtigste Botschaft aller Zeiten, nahebringen will: Die Wenigsten interessieren sich dafür. O Land und Volk, höre, ehe es zappenduster wird! Johann Fay