Gott hatte eine schöne Erde geschaffen und dann die Menschen als seine Verwalter hineingestellt. Sie sollten das Ganze, alle Tiere und Pflanzen und auch den Erdboden selbst, in Gottes Auftrag und nach seinen Vorstellungen pflegen und bewahren.
Doch schon bald verachteten die Menschen diesen göttlichen Auftrag und wollten selbst sein wie Gott. Dadurch gerieten sie unter die Herrschaft des Teufels und wurden dessen Knechte. Der leitete sie an, diese schöne Erde zu ruinieren und ihren Mitmenschen das Leben sauer zu machen. Trotzdem überließ sie Gott nicht ihrem Mutwillen, ja, er schickte sogar seinen Sohn, um alles zu tun, was zu einer Versöhnung mit Gott nötig war. Einige ließen sich dadurch zur Umkehr leiten; aber die große Masse hielt an ihrem Hochmut und an ihrem Eigenwillen fest. Das führte schließlich immer deutlicher zu der Ansicht, es gebe gar keinen Schöpfer und alles sei irgendwie zufällig so geworden, wie es heute ist.
Im 19. Jahrhundert erschraken manche Verkünder der »Gott ist tot-Lehre« noch vor den Konsequenzen einer gottlosen Welt; aber inzwischen haben sich die meisten an diesen Gedanken gewöhnt, und wenn die Ereignisse rings um sie her doch zu Furcht einflößend sind, haben sie dank der Unterhaltungsindustrie genügend probate Mittel, sich selbst zu beruhigen.
Karl Marx bezeichnete noch die Religion als »Opium für das Volk«. Heute besteht dieses »Opium« in der allgegenwärtigen Geräuschkulisse, die man so schrill und laut aufdrehen kann, wie man es braucht, um das immer lauter werdende Donnergrollen des herannahenden Weltgerichts zu übertönen. Gott will aber auch heute noch zu uns reden, wenn wir den betörenden Lärm einmal abschalten.
Hermann Grabe