George Whitefield, der große Erweckungsprediger des 18. Jahrhunderts in England und Amerika, ritt unaufhörlich von einem Predigtort zum nächsten. Einmal hörte er von einer sehr in Bedrängnis geratenen Witwe und gab ihr seine gesamte Barschaft - fünf Guineen. Auf den Tadel seines Freundes, unvernünftig gehandelt zu haben, erwiderte er: »Wenn Gott uns Not begegnen lässt, dann damit wir ihr abhelfen!« Kurz darauf kam ein Wegelagerer und forderte alles Geld. So wurde auch der Freund seinen Besitz los. Bald darauf tauchte der Räuber wieder auf und verlangte von Whitefield dessen Jacke, wenn schon kein Geld bei ihm zu holen war. Dafür gab er dem Prediger seinen zerlumpten Rock.
Nicht lange danach sahen sie schon wieder den Räuber, wie er ihnen nachsetzte. Sie trieben ihre Tiere zu höchster Eile an und erreichten noch gerade rechtzeitig eine Ortschaft. - Gerettet! In seinem Quartier untersuchte Whitefield die Räuberjacke und fand darin einen Beutel mit 65 Guineen (1 Guinee = 1 Pfund und ein Schilling, die Kaufkraft dieses Betrages war ungleich höher als heute).
Diese Geschichte ist ein weiterer Beweis für die Einsicht einer alten Christin, die wiederholt sagte: »An Gott kann man nichts loswerden.« Nicht immer zahlt Gott irdische Zinsen, aber er häuft auf jeden Fall »einen Schatz im Himmel« für uns auf. Vertröstung aufs Jenseits? Nein, sondern nüchterne Einschätzung der Realität! Wir können darauf vertrauen, dass er uns nicht »sitzen lässt«, wenn wir um seinetwillen etwas gegeben oder auf etwas verzichtet haben, was wir eigentlich selbst gut gebrauchen konnten oder was uns zustand.
Hermann Grabe