Ein Unglück kommt selten allein. Es fing damit an, dass wir wochenlang keine Telefonverbindung hatten. Dann ging der Backofen kaputt, und ich war dankbar, dass ich noch das passende Ersatzteil bekam und den Herd selbst reparieren konnte. Wenige Tage später blieb die Heizung kalt, und der herbeigerufene Fachmann riet uns zum Einbau eines neuen Heizkessels. Noch in der gleichen Woche ging die Waschmaschine, die uns über 20 Jahre treue Dienste geleistet hatte, kaputt.
Im Vergleich dazu, was viele andere Menschen erleiden müssen, sind das Kleinigkeiten. Trotzdem kommt die Frage auf: »Was will Gott mir damit sagen?« Oder: »Ist der ganze Glaube vielleicht doch nur eine Einbildung?« Ich war erstaunt, auf welche Weise Gott mir neuen Mut zum Glauben gemacht hat. Es war nur ein kleines Wunder, das sich direkt vor unserer Hofeingangstür ereignete. In einen Spalt zwischen Treppenstufe und Verbundsteinpflaster war ein Sonnenblumenkern vom Vogelfutter hineingefallen. Schließlich ging dort ein kleines Pflänzchen auf, das wir mit staunendem Interesse beobachteten und pflegten. Die Pflanze wuchs und wuchs bis über das Vordach hinaus zu einer stattlichen Höhe von ca. drei Metern. Und nacheinander kamen fünf prächtige Blüten zum Vorschein. Durch dieses kleine Wunder vor unserer Tür zeigte mir Gott, welche Kräfte er in seiner Schöpfung wirksam werden lassen kann.
Auch wenn es manchmal scheint, als hätte Gott bei all den schlimmen Dingen, die auf der Erde geschehen, die Übersicht verloren - mir hat er gezeigt, dass er sich auch um die kleinen Dinge in unserem Alltag kümmert. Wenn seine Zeit da ist, wird er auch die großen Probleme unserer Welt in die Hand nehmen und auf seine Weise lösen.
Günter Seibert