Es stimmt, dass manche Menschenverächter und Mörder der Nazizeit niemals jemanden eigenhändig umgebracht haben. Sie haben jedoch mit ihren Reden Hass gesät und in Millionen Fällen Befehle zum Töten gegeben. Ein kleines Wort oder ein Satz genügte, um Aktionen mit katastrophalen Folgen auszulösen. Welche Macht geht doch von der Zunge aus. Dabei hat uns doch Gott mit unserer Sprache eine wunderbare Fähigkeit geschenkt, uns zu verständigen, Wünsche zu äußern, zu trösten und zu loben. Wie schön ist es, wenn wir unserem Gott Loblieder singen. Welche eine Chance, damit etwas zu tun, was Gott gefällt!
Unser Psalmwort fordert uns auf, unsere Zunge zu bewahren. O ja, wie schnell verlieren wir die Kontrolle über sie. Wie oft hat schon ein vorschnelles, unbedachtes Wort die Atmosphäre vergiftet und die Gemeinschaft zerstört. Unzählige Kinder wurden durch böse Reden falsch angeleitet und für ihr Leben geschädigt. Wie schnell kommt auch uns ein Wort bissiger Ironie - manchmal sogar humorvoll präsentiert - über die Lippen. Oft ist der Schaden nicht mehr zu reparieren, den die Gerüchteküche anrichtet. Auch loses Geschwätz und Albernheiten enthalten mancherlei Giftstoffe. Aber all das entspringt unserem Herzen; es zeigt, wie es in uns aussieht. Die Ursache ist vielfach unser Geltungstrieb, unsere Wichtigtuerei, unser Bedürfnis, überall mitreden zu müssen. Unsere Zunge kann wie eine brennende Fackel in einer Munitionsfabrik wirken. Davor kann uns Gott aber bewahren, wenn wir ihn um Beistand bitten. Deshalb wollen wir ihn bitten, unser Herz zu reinigen. Dann redet unsere Zunge auch nichts Böses mehr. Siegfried Lambeck