Langsam begann die Orchidee ihr Haupt zu neigen. Seit zwei Wochen stand sie nun schon in der Glasvase auf dem Küchentisch. Ihr sattes Violett hatte dem ganzen Raum anfangs Frische verliehen. Doch nun begann sie zu welken. Die Blütenblätter wurden an den Rändern langsam braun und faltig. Die kräftige Farbe verlor ihren Glanz, und auch der Stängel knickte immer mehr ein. Von der anfänglichen Schönheit war nur noch wenig übrig, und bald würde die Blume im Müll landen. Zu Beginn war ihr nicht anzumerken gewesen, dass sie einmal so aussehen würde. Das klare Wasser, in dem sie stand, versorgte sie noch mit Kraft. Alles schien in Ordnung zu sein, doch mit der Zeit zeigte sich, dass die Tage der Orchidee gezählt waren.
Die Bibel vergleicht den Menschen mit so einer Blume. Am Anfang eine kleine Knospe, wächst er heran, wird größer und kräftiger. In seiner Jugend steht er in voller Blüte. Er strotzt vor Kraft und scheinbar kann ihm nichts etwas anhaben. Doch je älter er wird, desto mehr wird deutlich, wie er verfällt. Langsam verblüht er, wird schwächer und bekommt Runzeln. Bis er eines Tages keine Kraft mehr hat und stirbt.
Auch wenn es anfangs noch nicht danach aussieht, ist dieses Ende bereits vorprogrammiert. Vom Moment der Geburt an steuert der Mensch auf seinen Tod zu. Er ist wie eine abgeschnittene Blume, die zwar prächtig aussieht, aber bereits dem Tod geweiht ist. So ist der Mensch durch die Sünde von Gott getrennt. Er sollte in Verbindung mit Gott stehen, in ihm verwurzelt sein. Doch nun ist er dem Tod verfallen. Zum Glück muss das nicht so bleiben. Indem er sich Gott zuwendet, kann er neues, ewiges Leben empfangen und innerlich aufblühen. Ruben Podesser