Der Sechsjährige hat sich schon die ganze Woche darauf gefreut, zu seinen Großeltern zu fahren. Die Sonne scheint, und das schöne Wetter soll genutzt werden, um endlich die Hecke im Garten zu schneiden. Der Enkel möchte gerne helfen und bekommt eine kleine Papierschere ausgehändigt. Der Opa kommt mit seinem Heckenschneider schnell voran, allerdings wird er schon nach wenigen Minuten von einem schmerzlichen Aufheulen unterbrochen: Der Enkel hat sich mit seiner Schere geschnitten und weint hemmungslos. Sofort unterbricht Opa seine Arbeit, nimmt den Kleinen auf seine Arme und trägt ihn ins Haus. Dort wird er mit einem Pflaster und Bonbons versorgt. Die Arbeit ist erst einmal unterbrochen, und die nur zur Hälfte geschnittene Hecke muss bis nach dem Mittagessen warten.
So ungefähr ist es auch, wenn Gott uns mitarbeiten lässt. Weil er gnädig und freundlich ist, sollen wir in seiner Nähe bleiben. Wie oft muss Gott sogar manches wieder in Ordnung bringen, was wir verdorben haben! Mehr als die schwache »Hilfe« des Enkels ist all unser Dienst für Gott nicht.
Egal, ob es sich um das Predigen oder nur um das Abspülen der Teller handelt, wir halten unsere Aufgaben oft für sehr wichtig und erwarten Anerkennung von unseren Mitmenschen. Oft sind wir sogar der Meinung, Gott könne doch froh sein, dass wir diesen Dienst für ihn tun. Dabei sollten wir uns immer darum bemühen, alles im rechten Licht zu betrachten. Gott kann sich aus jedem Ziegelstein einen Mitarbeiter erschaffen. Er braucht uns wahrlich nicht. Wie Paulus im Tagesvers müssen wir feststellen, dass wir nur durch Gottes Gnade das sein dürfen, was wir sind. Und am Ende ist Gott sogar so großzügig, uns für das Geringe, was wir tun konnten, auch noch Lohn zu geben. Carolin Nietzke