... bei dem keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten.
Jakobus 1,17
Was Menschen heute feiern, kann sich morgen schon als falsch erweisen. Besonders tragisch erlebte das der jüdische Lyriker Ernst Lissauer. Er hatte sich, mitgerissen von der allgemeinen Begeisterung, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges freiwillig zum Militär gemeldet, wurde aber ausgemustert. Bitter enttäuscht, seine Vaterlandsliebe nicht unter Beweis stellen zu können, versuchte er, auf andere Weise der Sache zu dienen. Er verfasste das Gedicht »Hassgesang gegen England«, das wie eine Bombe einschlug. Es erreichte eine enorme Popularität, wurde in allen Zeitungen gedruckt, in den Schulen auswendig gelernt, später als Lied gesungen. Auch der Kaiser war begeistert. Der jüdische Außenseiter glaubte, es endlich geschafft zu haben: Er war »angekommen«, ein angesehener, erfolgreicher und allgemein verehrter Schriftsteller.
Doch dann kam die Wende: Der Krieg ging verloren, und die Menschen erkannten, welch furchtbaren Lügen sie auf den Leim gegangen waren. Niemand wollte mehr etwas vom »Hassgedicht gegen England« und seinem Autor wissen. Alle rückten 1919 von Lissauer ab, die ihn 1914 noch gefeiert hatten. Keine Zeitung wollte seine Gedichte mehr drucken, sein Verleger kündigte ihm, Freunde kannten ihn nicht mehr. Und als Hitler an die Macht kam, wurde der Dichter endgültig aus Deutschland vertrieben. Einsam und frustriert starb er am 10. Dezember 1937 in Wien.
Wie schnell können Stimmungen und Meinungen sich wandeln. Nur Gott ist ein unwandelbarer Fels im Strom der Zeit. Sein Wort steht fest, auch wenn alles andere wankt. Wer sich daran hält, hat eine sichere Grundlage - unabhängig davon, ob Menschen ihn feiern oder verachten. Es lohnt sich, sein Leben auf diesen Felsen zu bauen!
Elisabeth Weise