Heute vor einem Jahr löste eine Neuheit der New Delhi Auto Expo eine heftige Diskussion im Kollegenkreis aus: Der Tata Nano, das Einfachauto zum umgerechneten Preis von 1700 Euro. Eine Ansicht war: Unsere Autos sollen immer besser, nicht einfacher werden. Andere wiederum faszinierte, dass ein fahrbarer Untersatz so günstig sein kann. Ich fragte mich: Muss mein nächstes Auto tatsächlich noch besser, komfortabler, schneller, sicherer und damit natürlich auch teurer sein? Wie viel mehr an allem ist eigentlich genug?
Wiederholen wir die Frage für uns ganz persönlich noch einmal: Brauchen wir immer etwas noch Besseres, immer MEHR? Wir werden für dieses »MEHR« einen besseren Verdienst benötigen. Also Überstunden machen oder einen besser bezahlten Job annehmen. Für den Ehepartner und die Kinder bleibt dann allerdings weniger Zeit. Aber sie profitieren ja auch vom MEHR - so könnte man seine Bedenken beschwichtigen. Halt, entsteht da nicht eine gefährliche Dynamik? Die Gier nach mehr übernimmt das Kommando und treibt mich vorwärts, lässt mir keine Ruhe und mich nie zufrieden mit dem Vorhandenen. Soll ich mich wirklich darauf einlassen?
Wie kann man nüchtern bleiben angesichts des Konsumrauschs, dem so viele heute verfallen sind? Es geht ja nicht nur ums neue Auto, sondern insgesamt um unsere Lebenseinstellung. Der Tagesspruch jedenfalls richtet den Blick noch auch etwas anderes, nämlich auf Gott. Er drückt aus, dass die wiederhergestellte Beziehung zu Gott die Erfüllung schenken kann, die man im Konsumrausch vergeblich sucht, und die sogar dazu befähigt, sich mit dem Nötigsten zu begnügen.
Gerhard Kimmich