Über die Erfahrungen des Uli Hoeneß im vergangenen Jahr schrieb die Berliner Zeitung seinerzeit (im März 2014): »Wenn es um die Zukunft des FC Bayern ging, war Hoeneß ein besonders emotionaler Fußballfunktionär. Wer seinem Verein zu nahe trat, der zog sich seinen unerbittlichen Zorn zu. Jetzt geht es um sein eigenes Schicksal – und der Bayern-Boss ist kaum wiederzuerkennen. Zurückhaltend und leise, betont demütig und streckenweise beinahe apathisch tritt Hoeneß in seinem Prozess um Steuerhinterziehung auf. Es scheint fast so, als lähme den 62-Jährigen die Aussicht auf das, was ihm nach dem Urteilsspruch an diesem Donnerstag möglicherweise droht: eine Gefängnisstrafe wegen der Hinterziehung von 27,2 Millionen Euro Steuern.« Unerbittlich mit der persönlichen Schuld konfrontiert, ist dieser Mann ziemlich kleinlaut geworden.
Doch vor Gott, der der Richter aller Menschen ist, werden wir alle kleinlaut sein, wenn es um unsere Lebensschuld geht. Bei jedem von uns hat sich genug aufgehäuft, was uns selbst und anderen zum Schaden ist. Aber vor allem haben wir uns Gott selbst gegenüber schuldig gemacht. Er wird genauso wenig darüber hinwegsehen, wie es in einem anständigen Rechtssystem hier auf der Erde ein unbestechlicher Richter gegenüber dem seiner Schuld überführten Angeklagten tun wird.
Aber bei Gott finden wir auch Gnade, wenn wir unsere Schuld einsehen und eingestehen. Er hat es ermöglicht, dass wir trotz Schuld straffrei werden können, weil sein Sohn für uns die Strafe für unsere Sünde, den Tod am Kreuz, auf sich genommen hat. Angesichts dieser unverdienten Straffreiheit wäre es töricht, sich am Schuldeingeständnis vorbeizumogeln.
Joachim Pletsch