Von seinen Kunden bekam ein Sprudelhersteller vor einigen Jahren den Hinweis, dass seine Getränke einen sonderbaren Beigeschmack hätten. Im Labor überprüfte die Firmenleitung erneut den Sprudel. Tatsächlich – eine leere, aber mit Öl verschmutzte Leergut-Flasche musste in die Reinigungsanlage gelangt sein. Mehrere Tausend neue Sprudelflaschen waren leicht verunreinigt. Zu spät wurde der Fehler bemerkt, aber irgendwann kam es heraus.
Mit dem Sauerteig, den Jesus in unserem Tagesvers meint, ist es ähnlich. Ein kleiner Fehler kann eine Dynamik entwickeln, die später große Kreise zieht. Im Verborgenen wird alles vom Sauerteig durchdrungen. Die Pharisäer wollten durch strenge Erfüllung von Vorschriften aus eigener Kraft zu Gott emporsteigen. Um dann von Gott anerkannt und belohnt zu werden. Was sie damit produzierten, waren Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit, Prestige-Gehabe und Scheinfrömmigkeit, also Heuchelei. Die Zuhörer Jesu standen also in der Gefahr, von diesem Denken angesteckt zu werden. Ein wenig von der Mentalität eines Pharisäers könnte einen ganzen Menschen, eine ganze Familie, eine ganze Nation durchsäuern. »Ich bin besser als du. Ich bin frömmer als du«, meint man in Wirklichkeit, auch wenn man öffentlich erklärt: »Wir sind alle gleich.« Und das ist nichts als Heuchelei.
Kennen Sie das? Achten Sie heute einmal darauf, inwiefern Ihre Worte, Ihre Gesten und Ihr übriges Verhalten nicht mit dem übereinstimmen, was Sie eigentlich denken und was Sie sagen müssten, wenn Sie bei der Wahrheit bleiben wollten. Natürlich ist es keine Heuchelei, wenn man wütende Gedanken verschweigt und wenn man nichts aus Rechthaberei sagt. Stefan Taube