Ein ernstes Problem hat sich aufgetan im Verhältnis zwischen Abram und seinem Neffen Lot. Beide haben große Viehherden, die gute Weideplätze brauchen; diese aber sind nicht ausreichend zu finden. So gibt es immer wieder lautstarke Auseinandersetzungen zwischen den Hirten der beiden Verwandten. Der Streit eskaliert und zwingt zu einer Aussprache.
Abram hat alle Vorteile auf seiner Seite. Er ist von Gott ins Land der Verheißung gerufen worden. Ihm und seinen Nachkommen wurde das Land versprochen. Abram ist der Ältere und das Familienoberhaupt mit allen Vollmachten und Rechten, die er auch durchsetzen könnte. Lot muss das erwarten. Wie überrascht ist er dann aber, als Abram ihm die freie Wahl überlässt. Lot kann sich das Gebiet aussuchen, das ihm gefällt; Abram gibt sich mit dem zufrieden, was übrig bleibt.
Ein ungewöhnliches Verhalten! Wir meinen oft, es sei unbedingt notwendig sich durchzusetzen - ganz sicher dann, wenn wir glauben, das Recht auf unserer Seite zu haben. Um unsere Interessen zu realisieren, machen wir uns frei von allen Zwängen. Bindungen an Gottes Regeln und an zwischenmenschliche Beziehungen sind hierbei nur hinderlich. Für das, was uns nutzt, kämpfen wir mit allen Mitteln. Das aber hat oft katastrophale Folgen. Aber wenn wir um des Friedens willen auf unser Recht verzichten, finden wir Gottes Anerkennung. Das kann man aber nur, wenn man fest an die Verheißung glaubt, dass Gott etwas viel Besseres als irdische Vorteile für alle bereit hält, die um seinetwillen zeitliche Güter dranzugeben bereit sind. Günther Kausemann