Der damalige Kronprinz Eduard besuchte nach dem Ersten Weltkrieg ein Lazarett in London. Dabei zeigte man ihm nur die leichteren Fälle, um, wie es hieß, »die Gefühle Seiner königlichen Hoheit zu schonen«. Er aber wollte alle sehen. Als er an dem Bett eines völlig verstümmelten Soldaten stand, kamen Eduard die Tränen und ganz behutsam nahm er diesen bedauernswerten Menschen in seine Arme. Dies wird der Verwundete sicher nie vergessen haben, doch mehr als ein Zeichen königlichen Mitgefühls kam dabei nicht heraus.
Lesen wir die Evangelien und besonders unseren Text, so erscheint es doch, als sei die ganze Welt ein Lazarett. Alle Menschen leiden an der »Krankheit zum Tode,« wie Kierkegaard es ausgedrückt hat. Und auch wir bekamen allerhöchsten Besuch, wie damals die Verwundeten in London. Der allmächtige Gott sandte seinen Sohn, und den jammerte, das unsägliche Leid unseres Verlorenseins. Aber er beließ es nicht bei einem wohlmeinenden, herzlichen Mitleid, bei einer herablassenden Umarmung. Er nahm die ganze Angelegenheit so tatkräftig in die Hand, dass wirklich Abhilfe, Heilung und Veränderung zustande kamen. Unser Tagesvers macht es deutlich, wie viel Not auf dieser Erde ist, aber auch wie sehr es dem Herrn Jesus Christus darum ging, zu helfen und zu zeigen, wie viel Gott an seinen Menschen liegt. Er wusste, aber auch, wo der für uns unheilbare Schaden lag. Nur er selbst konnte durch seinen Tod die Krankheit zum Tode aller Menschen besiegen. Und so ging er diesen Weg – er starb, und das durch die Hände, derer, die er retten wollte.
Wie sollte uns Gott seine Liebe noch deutlicher zeigen? Werner Heukelbach †