Ich aber ging an dir vorüber und sah dich in deinem Blut strampeln und sprach zu dir: Du sollst leben!
Hesekiel 16,6
Mit diesem Titel überschrieb mein Vater seine Geschichte, wie Gott in sein Leben trat. Hier ist sein Bericht: Im Morgengrauen des 11. März 1945 sahen wir uns in unseren Erdlöchern vor Stettin einer ganzen Armada russischer Panzer gegenüber. Ein riesiger Schrecken überfiel uns, als diese auf uns loszurollen begannen. Hier bestand kaum noch Hoffnung, mit dem Leben davonzukommen. Dann ging alles drunter und drüber. Wie von einem Vorschlaghammer getroffen fiel ich hin. Ehe ich begriff, was geschehen war, spürte ich schon das Blut aus meinem Oberschenkel pulsen. Mein erster Gedanke: Nun muss ich sterben, das ist mein Ende. Dabei stand mir ein Erlebnis vor Augen, das nur wenige Tage zurücklag. Wir fanden einen Soldaten tot in seinem Blut liegend, der ... offenbar niemand hatte, der ihn verband, und darum verblutete. War das nun auch mein Schicksal?
Doch das Schlimmste war: Als einer, der in seiner Jugend das Wort Gottes oft gehört, aber eine Entscheidung für Jesus immer wieder aufgeschoben hatte, wusste ich sofort: In 10 bis 15 Minuten werde ich in der Hölle sein.
Verzweifelt schrie ich um Hilfe, aber wer würde sich von den Kameraden aus der Deckung wagen? Doch das Unglaubliche geschah. Einer kam, packte mich unter den Armen, zog mich in Deckung und verband mich mit seinem Verbandszeug. Doch der Notverband blutete durch. Bei dem Versuch, mich in einem Keller in Sicherheit zu bringen, passierte es: Ein Knall, ein Schrei, und der Kamerad wälzte sich schwer getroffen am Boden. Mit Mühe und Not schafften die anderen Kameraden es dann doch, uns in den Keller zu ziehen, und dann verließen sie uns mit dem Versprechen, wenn die Front bis zum Abend halten würde, wolle man uns rausholen. Aber es war erst früher Morgen. (Fortsetzung folgt)
Günter Seibert