Auf der Anhöhe in Zundelbach steht ein majestätisch großer Baum, der viele Spaziergänger anzieht. Was viele nicht wissen: Es ist eine »Friedenslinde«. Am Ende des Deutsch-Französischen Krieges wurden nach dem Frieden am 10. Mai 1871 - gestern vor 149 Jahren - viele Lindenbäume gepflanzt. Sie sollten an den Sieg erinnern und die Freude über den wiederhergestellten Frieden ausdrücken.
Wenn man an die Zundelbacher Linde näher herantritt, stellt man überrascht fest, dass ihr Stamm einen klaffenden Riss hat. Die Linde war aufgrund des Gewichts ihrer ausladenden Äste bei einem Sturm auseinandergebrochen. Mithilfe von Stahlseilen, welche die gegenüberliegenden Äste miteinander über die Baumkrone verbinden, wurde der Baum wieder zusammengebunden. Etliche Jahre hatte der Baum auch einen Ringgurt, der den aufgerissenen Stamm wieder zusammenpresste.
Mich erinnert dieser Riss daran, wie zerbrechlich Friede sein kann. Durch eine scheinbar unbedeutend »kleine« Sünde war im Paradies die vertraute Beziehung zwischen Gott und Mensch kaputtgegangen. In einer ersten Reaktion versteckten sich Adam und Eva vor Gott, und bis heute wenden sich Menschen von Gott ab, weil sie ihm ihr Vertrauen aufgekündigt haben oder dieses erst gar nicht gefunden haben. Doch Gott hat sich damit nicht zufriedengegeben. Er sandte Jesus Christus, seinen Sohn, als Zeichen seines Versöhnungswillens. Aus Liebe nahm dieser sogar unsere Schuld auf sich und ist dafür am Kreuz gestorben. Jetzt kann Gott uns vergeben. Durch »Seile der Liebe« (Hosea 11,4) hat er den Frieden wiederhergestellt: »Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus« (Römer 5,1). Thomas Pommer