Friedrich Nietzsche hat sinngemäß gesagt: »Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt!« Da er ja den Tod Gottes proklamiert hatte, weiß ich nicht, ob er froh darüber war, oder ob er genug Weitsicht bewies, die Folgen zu erkennen, die sich aus seiner These ergeben würden.
Jetzt, wo für die Mehrzahl der Europäer Gott tatsächlich tot ist, können wir jedenfalls die Folgen von Jahr zu Jahr deutlicher erkennen.
Weil es kaum noch eine Instanz gibt, die auf Einhaltung von Regeln bestehen kann, tut jeder immer häufiger, was er persönlich für richtig hält. Und weil die Regierungen selbst unsicher sind, ob sie das Recht zum Durchgreifen haben, kommt es nur noch auf die Durchsetzungsfähigkeit der Einzelnen oder Gruppen an, einerlei, ob sie die anderen an die Seite drängeln wollen oder ob sie Lust am eigenen Untergang haben.
Was vor einiger Zeit noch als selbstverständlich und unverzichtbar galt, wurde anfangs in Zweifel gezogen. Dann wird es als »alter Zopf« hingestellt und bekämpft. Und plötzlich blicken die Leidtragenden in eine völlig veränderte Welt, in der nichts mehr gilt, was sie früher für sicher hielten.
Ist das nicht genau die Aussage unseres Tagesverses? Erst hat Gott nichts mehr zu sagen, dann die Regierungen, dann die Eltern und Lehrer. Und was bleibt? Ein ratloses Volk, das sich selbst zugrunde richtet.
Umso wichtiger ist es für alle, die noch glauben können, auf Gottes Wegweisung zu achten; denn die gilt selbstverständlich immer. Sie wird auch noch gültig sein, nachdem dieses unser System längst zusammengebrochen ist. Wir möchten darum allen Mut machen, auf Gottes gute Gebote zu achten, auch wenn es zunächst immer unpopulärer wird.
Hermann Grabe