Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch ist und eure Freude völlig wird.
Johannes 15,11
Freude ist ein schönes Gefühl und kann ganz plötzlich entfacht werden. Zum Beispiel bei einer gelungenen Überraschung. Oder wenn man einen schönen Sonnenuntergang sieht. Besonders schön ist es, wenn man einen lieben Freund, eine liebe Freundin völlig unerwartet trifft und sich dann gemeinsam herzlich über die Begegnung freut.
Im Tagesvers ist von einer besonderen Freude die Rede. Es ist die Freude, die Jesus selbst erlebt hat und mit der er uns offenbar anstecken will, wie man so sagt. Aber was war die Freude Jesu? War es nur ein zeitweiliges Gefühl, wie wir das auch kennen? Das Attribut »völlig« weist darauf hin, dass viel mehr damit verbunden ist. Es geht nicht um flüchtige Momente von Freude, es geht auch nicht um die »kleinen Freuden« des Alltags. Es geht um eine Freude von außergewöhnlicher Qualität, die erst Jesus Christus in diese Welt brachte.
Als Jesus von dieser Freude sprach, stand er kurz davor, verhaftet, verurteilt und hingerichtet zu werden. Wie konnte er da von Freude reden? Offenbar hatte das leidvolle Erleben, das ihm bevorstand keinen Einfluss auf diese Freude in ihm. Jesus war im Einklang mit seinem himmlischen Vater, auch was seinen Weg ans Kreuz betraf. Gottes Willen zu tun, das erfüllte ihn allezeit mit Freude. Diese Freude würde nun nicht aufhören, sondern umso mehr erfüllt werden, weil er wieder zum Vater gehen würde. Und diese Verbindung zum Vater sprach er aufgrund ihres Glaubens an ihn auch seinen Jüngern zu. Wenn sie in seinem und des Vaters Willen blieben, dann würden auch sie diese vollkommene Freude in sich haben und erleben; und sie würde auch bei ihnen völlig werden. So etwas erfährt allerdings nur der, der den Worten Jesu glaubt und sich selbst und sein ganzes Leben Gott anvertraut.
Andreas Wanzenried