Solange ich meine Schuld verschwieg, wurde ich von Krankheit zerfressen, den ganzen Tag habe ich nur gestöhnt... Dann endlich bekannte ich dir meine Sünde... Und du - ja, du befreitest mich von der Last meiner Sünde.
Psalm 32,3-5
Es ist ein ganz normaler Tag in der Schule ... Ich betreue die Ganztagsklasse am Nachmittag. Die Schüler müssen ihre Hausaufgaben erledigen und können sich bei Fragen an mich wenden. Patrick (Pseudonym) hat Schwierigkeiten bei den Matheaufgaben. Ich schaue drüber und weise ihn auf den Fehler hin. Trotzdem kommt er nicht so richtig auf einen grünen Zweig. Er ist genervt, hat keine Lust ... Schließlich ist die Lernzeit um, und die Schüler müssen ihre Hausaufgaben wegpacken. Da Patrick nicht fertig geworden ist, bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als sich zu Hause noch mal dranzusetzen. Patrick ist kreativ und lässt sich etwas einfallen ... Als die Kinder aus dem Klassenraum gelaufen sind, sehe ich im Fach unter Patricks Tisch - seine Matheaufgaben. Er hat sie in der Schule gelassen! Irgendwie schlau! So kann er einfach zu Hause erzählen, dass er fertig ist. Und sollte seine Mutter auf die Idee kommen, sich das anschauen zu wollen, kann er sagen: Ich habe sie in der Schule gelassen! Sie hat keinen Zugriff. Schlau!
Wirklich schlau? Oder doch einfach nur dumm?! Die Vermeidungsstrategie ist möglicherweise kurzfristig »erfolgreich«, aber langfristig sehr schädlich. Patricks Notenbild bestätigt das.
Weglaufen statt angehen. Wegschauen statt der Sache ins Auge schauen. Ein klassisches Phänomen - nicht nur bei Schülern. Auch wir Erwachsenen wollen Probleme nicht immer bearbeiten. Erst recht nicht, wenn es ungemütlich werden könnte. Und was ist, wenn es erst an die Substanz geht? An unser Innerstes? An unsere Schuld und Sünde? Wo wir fürchten, dass wir im Unrecht sein könnten!? Sollen wir das anpacken? Oder uns doch lieber eine »schlaue Ausrede« überlegen? Das wäre kurzfristig erfolgreich, aber langfristig sehr schädlich.
Willi Dück