Die Epoche zwischen den beiden Weltkriegen ging als die »Goldenen Zwanziger« in die Geschichte ein. Die deutsche Wirtschaft, die aus der Währungsreform 1924 gestärkt hervorgegangen war, hatte sich erholt. Die innenpolitische Lage beruhigte sich, und Kunst und Kultur erlebten eine Blütezeit. Nach Jahren von Krieg, Hunger, Kälte und Inflation artikulierte sich eine neue Lust zu leben. Es war die Zeit des Jazz, des Swing, des Charleston und die Zeit Hollywoods. Bei Musik aus dem Grammofon oder dem Radio konnte man endlich sein Leben genießen. Die Menschen bündelten ihre Kräfte, um etwas Schönes zu schaffen. Das klare Design und die bunten Farben des Art déco erfreuten die Käufer unzähliger Gegenstände, die nun in Massenproduktion hergestellt wurden.
Die Nachkriegsjahre führten allerdings auch zu einer allgemeinen Lockerung der Sitten. Viele Menschen suchten Erfüllung außerhalb der bislang geltenden Regeln. So verständlich der Lebenshunger nach schweren Krisenzeiten auch ist, so sind vergängliche Vergnügungen doch niemals das, was die Sehnsucht der Menschen auf Dauer erfüllen kann. Doch das Leben, von dem Jesus in unserem Tagesvers spricht, ist ein von Gottes Geist gewirktes, übernatürliches Leben in Kraft, Freude und innerem Frieden. Es ist unabhängig von äußeren Umständen. Und es ist echt.
Hinter der glitzernden Fassade der »Goldenen Zwanziger« hingegen gab es viel Not, wie zum Beispiel eine hohe Arbeitslosigkeit. Und schon bald zogen dunkle Schatten auf: die Große Depression, der Börsenkrach, die Inflation und das Erstarken des Faschismus bereiteten der kulturellen Vielfalt in Deutschland Anfang der dreißiger Jahre ein jähes Ende. Gabi Singer