Wir haben extra hier oben in einer Almhütte übernachtet, um möglichst nahe an der Stelle zu sein, von der man die schönste Aussicht hat. Als wir uns von dort aus auf den Weg machen, ist es noch so dunkel, dass wir uns förmlich vorwärtstasten müssen. Langsam beginnt der Tag zu dämmern, und wir beeilen uns, um das uns verheißene wunderbare Schauspiel nicht zu verpassen.
Und dann sind wir da! Wir stehen am Abgrund. Vor uns liegt eine schwarze, nicht zu durchdringende Welt. Nichts ist zu erkennen, und einige von uns sagen schon enttäuscht: Ist das alles? Dafür sind wir jetzt so früh aus den Federn gekrabbelt! Es ist doch nichts zu sehen!
Doch plötzlich kommt die Sonne über den Horizont und durchflutet mit ihren hellen Strahlen das gesamte weite Tal, das sich unter uns in den schönsten Farben und Formen präsentiert. Niemals hätten wir uns diesen faszinierenden Anblick, der von vielem Oh und Ah begleitet wird, vorstellen können, als es noch dunkel war. Jetzt kommen wir aus dem Staunen über diese wunderschöne Bergwelt gar nicht mehr heraus.
Genauso wie wir in der Dunkelheit die Schönheit der Natur und ihre endlose Weite nicht erkennen können, sehen wir auch in unserem Leben oft nur die beklemmende Enge, die uns einschnürt und Angst macht.
Erst wenn Gott in unser Leben tritt und wir unsere Augen vor seinem hellen wunderbaren Licht nicht verschließen, lässt er uns einen Blick in das herrliche, überfließende Leben tun, das er für uns vorgesehen hat.
Und er lässt uns nicht nur schauen, sondern nimmt uns an die Hand und geht mit uns durch unser Leben. Ein Leben voller Vertrauen. Ein Leben in Gottes wunderbarem Licht.
Bernd Grünewald