Noah Harari, ein Zukunftsforscher, glaubt, dass wir schon in naher Zukunft mithilfe moderner Technologien die nächste Evolutionsstufe erreicht haben werden. Dann wird aus dem Homo sapiens, also aus uns, der Homo Deus, der Gottmensch, werden. Der wird ganz neue Ersatzorgane, ja, völlig neue Lebewesen im Labor erfinden, ganze Industriezweige mithilfe des 3D-Druckers überflüssig machen und alle robusten Auseinandersetzungen wie Kriege und Revolutionen elegant verhindern. Auch Hungersnöte und Seuchen gäbe es dann nicht mehr.
Allerdings haben Kollegen von Noah Harari schon lange gesagt, das ginge alles nur, wenn höchstens 350 Millionen Menschen auf der Welt lebten. - Und wo bleiben dann die übrigen sieben Milliarden, die es bis dahin geben wird? Nun, im Szenario der Evolution spielte der Tod schon immer die prominenteste Rolle bei der Höherentwicklung. Aber sieben Milliarden? Wie will man die beseitigen? Doch das ist für die neuen Gottmenschen genauso wenig ein Problem wie alles andere - mit einem Mausklick natürlich, was sonst?
Ach, wie gut ist es doch, dass der große Gott sein Zepter auch dann nicht aus der Hand geben wird, wenn solche Ideen heranreifen! Er hat alle Menschen lieb und will ihr irdisches und ihr ewiges Wohl; aber er hat es so eingerichtet, dass es sowohl bei ihm im Himmel wie auch in der ewigen Finsternis nur Freiwillige geben wird. Er wird mit den Gottmenschen der Zukunft und mit allen, die darauf spekulieren, genauso souverän umgehen, wie er es mit den bisherigen Tyrannen auch getan hat. Und am Ende wird er sein Reich des Friedens aufrichten, in dem wirklich alle Tränen für immer abgewischt sein werden.
Hermann Grabe