Der Entwicklungshelfer auf einer Südseeinsel erklärt den Leuten, dass sie die Sonne und den Mond nicht als Götter zu verehren brauchen, weil sie nur nahe Sterne sind, die am Tag oder in der Nacht die Erde beleuchten. Und wenn sie die Sonnenstrahlen in einem Parabolspiegel einfangen, können sie damit kochen und brauchen nicht die letzten Bäume zu fällen, um ihren Reis zu garen. Das ist praktische Entwicklungshilfe.
Zwanzig Meter weiter steht eine einfache Hütte, die ein Missionar als »Kirche« benutzt. Wenn er sich dort hinstellt und genau das Gleiche sagt, heißt es in Europa, er wolle den Menschen dort ihre Religion nehmen und sie ihrer ethnisch-religiösen Wurzeln berauben. Wie kommt das?
Die meisten Europäer haben sich durch die »Aufklärung« selbst ihrer christlichen Wurzeln beraubt und wissen es nicht einmal. Durch diese Wurzeln wurden sie von Götter- und Dämonenfurcht befreit und konnten sachlich mit den Gegebenheiten der Schöpfung umgehen, was zu dem unvergleichlichen Aufschwung und Wohlstand der westlichen Welt führte. Jetzt, wurzellos geworden, leben wir noch einigermaßen vergnügt, aber wie ein Blumenstrauß in der Vase, der allerdings bereits zu welken beginnt. Anstatt zu den Wurzeln zurückzukehren, versuchen wir nun, auch in anderen Weltgegenden unsere Wurzellosigkeit einzuführen. Darum die ärgerliche Reaktion vieler auf die Arbeit der Missionare, die den Leuten viel Entwicklungshilfe geben, aber ihnen auch sagen, dass Gott die Quelle alles Lebens ist und auch ihr Erhalter sein will.
Hermann Grabe