Am 12. April 1948 wurde der Weltöffentlichkeit der Fund der großen Jesaja-Rolle aus der Höhle »Q1« bei Qumran bekannt gegeben, eine von insgesamt vier Rollen, die spektakulär auf die Sensation Qumran aufmerksam machten. Was ist an dieser Rolle so besonders?
Der Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung. Nur rund einen Monat später rief David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 die Gründung des Staates Israel aus. Inmitten der Geburtswehen des neuen Staates war die Bedeutung des Fundes für Israel kaum zu überschätzen, war sie doch ein Artefakt aus einer Zeit, in der letztmalig bis zur modernen Staatengründung Juden politisch und kulturell im Land Israel Einfluss besessen hatten.
Ihr Alter. Der über 2000 Jahre alte hebräische Text konnte von vielen praktisch mühelos entziffert werden. Diese nahtlose sprachliche Anknüpfung an Israels Erbe nach so langer und schwerer Zeit war ein überwältigender Beweis und Zuspruch für die Treue Gottes, der nun nicht nur die Kontinuität Israels als Volk und Staat sicherstellte, sondern auch dafür gesorgt hatte, dass sein Wort mit fast hundertprozentiger Genauigkeit über die Zeit hinweg bewahrt geblieben war.
Ihre Botschaft. Wie kaum ein anderes Buch des Alten Testamentes zeichnet der Prophet Jesaja das Bild eines »Knechtes«, durch den Gott sein Volk erlösen würde (siehe Kapitel 53). Unter den 200-250 Handschriften biblischer Bücher, die in Qumran gefunden wurden, gehörte dieser Prophet mit Texten und Textfragmenten aus 21 Schriftrollen zu den am meisten kopierten biblischen Büchern. Erneut stellte nun diese Jesaja-Rolle, heute zu sehen im sog. »Schrein des Buches«, West-Jerusalem, die Chance für Israel dar, seinen Erlöser zu erkennen und sich ihm anzuvertrauen. Viele haben das seitdem getan. Man nennt sie übrigens »messianische Juden«.
Joachim Pletsch