Der Herr stieg auf den Berg, um zu beten, während seine Jünger über den See fuhren. Das ist ein schönes Bild von unserer augenblicklichen Lage. Der Herr Jesus Christus ist in den Himmel hinaufgestiegen, wo er jetzt für uns betet (Römer 8,34). Und wir haben es hier mit den Unwägbarkeiten des Lebens zu tun, die wohl mit einer Seefahrt vergleichbar sind. Und dann wurde es dunkel, Abend, und die Jünger waren mitten auf dem Wasser, wo sie Not litten von den Wellen. Man kann sich ihre seelische Verfassung gut vorstellen.
In dieser Welt haben die Jünger des verworfenen Jesus von Nazareth immer mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die »Wellen« können sehr unterschiedlicher Natur sein. Es sind nicht nur die Anfeindungen von außen, die uns Mühe machen. Viele Ursachen für eine quälende »Überfahrt« liegen auch in uns selbst. Wie mancher überfordert sich beruflich. Viel Kummer macht uns auch unsere Eitelkeit oder das unbezähmbare Verlangen nach Dingen, von denen wir wissen, dass sie vor Gott nicht gut sind. Und hinter all diesen »Wellen« steht eine unsichtbare Macht, die in unserer Geschichte »Wind« genannt wird. Wir wissen, dass der Satan alles aufbietet, den Gläubigen das Leben schwer zu machen.
Für die Jünger war diese Lektion besonders peinlich. Sie bekamen als Fischer am See Genezareth vorgeführt, nicht einmal mit diesem ihnen so vertrauten Gewässer fertigzuwerden. Aber genau darum ging es. Wie gestern gesagt, hat Gott viel Mühe mit uns, bis wir begreifen, dass wir ohne ihn rein gar nichts tun können, nichts in unserem Beruf, nicht einmal Atem holen, geschweige denn irgendetwas, was für Gottes Reich von Belang ist.
Hermann Grabe