Der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des HERRN hinter den Bäumen des Gartens. Da rief Gott der HERR den Menschen und sprach: Wo bist du?
1. Mose 3,8-9
Heutzutage verbringen Kinder, Jugendliche und Erwachsene täglich mehrere Stunden vor dem Bildschirm. Die Tendenz ist steigend. Die daraus resultierenden Folgen für die Intelligenz und das soziale Leben der Heranwachsenden können verheerend sein. Davor hat beispielsweise der renommierte Gehirnforscher Manfred Spitzer in seinem Spiegelbestseller »Digitale Demenz« deutlich gewarnt. Dabei stellt sich mir die Frage: Warum verbringen wir so viel Zeit vor dem Bildschirm?
Aus meiner Jugendzeit weiß ich, dass die Zeit vor dem Bildschirm unter anderem eine Flucht war. Ich sehe mich noch als Teenager, wie ich gemütlich im Sessel liegend vor dem PC hockte. Mein Vater kam von hinten an mich heran und versuchte mit mir über mein Leben zu reden. Er fragte schließlich schlicht und direkt: »Du weißt doch noch, was das Richtige ist?« - »Ja, ja«, gab ich zur Antwort und war froh, als er wieder weg war und ich in Ruhe meinen Film weiterschauen konnte. Meine Ruhe, genau das wollte ich. Ruhe vor den wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Keineswegs wollte ich darüber nachdenken, ob mein Leben richtig gelebt ist. Oder wie es um meine Beziehung zu Gott bestellt ist. Oder was eigentlich nach dem Tod auf mich wartet. Ich floh vor der Wahrheit und einem schlechten Gewissen. Die digitale Welt war dafür ideal geeignet. Hier schaltete mein Gehirn gewissermaßen ab. Hier war ich in einer anderen Welt. Hier habe ich mich gut verstecken können. Nicht nur vor meinem Vater, sondern auch vor Gott.
Aber so wie mein Vater damals so trat auch Gott eines Tages an mich heran und fragte mich: »Wo bist du?« Und ich bin sehr glücklich, dass ich ihm nicht mehr ausgewichen bin!
Paul Wiens