Mit dem Auftrag, für die Sünde der Menschen zu sterben, war Jesus Christus, der Sohn Gottes, in diese Welt gekommen. Wie alle anderen Menschen als Kind geboren und aufgewachsen, trat er mit etwa 30 Jahren öffentlich als der von Gott Gesandte auf. Mit göttlicher Vollmacht predigte er von Gott und half unzähligen Menschen durch Aufsehen erregende Wunder aus verzweifelter Not. Doch gedankt haben es ihm die Menschen nicht. Als die Führer der Juden ihre Macht durch ihn gefährdet meinten, konnten sie ihn ungehindert festnehmen und ihn den Römern ausliefern, um ihn unter dem johlenden Beifall einer sensationslüsternen Menge grausam kreuzigen zu lassen.
Das heutige Bibelwort stammt aus dem Bericht unmittelbar vor seiner Festnahme. Es war Nacht, und Jesus war mit seinen Jüngern wie schon so oft zu einem Gut bei Jerusalem gegangen, obwohl er wusste, dass ihn seine Verfolger dort suchen würden. Und jetzt, unmittelbar vor dem dramatischen Höhepunkt seines göttlichen Auftrags, spürte er dessen ganze Last und Schwere. Er, der der Ursprung des Lebens war, sollte dem Tod preisgegeben werden, einem Tod zudem, der an Grausamkeit kaum zu überbieten war. Doch das Schlimmste für ihn war: Er, in dessen Leben keine Spur von Sünde war, sollte bald mit der Sünde der ganzen Welt beladen und von Gott stellvertretend für die Menschen dafür gerichtet werden. In tiefster Seelenangst flehte er dreimal zu Gott: »Nimm diesen Kelch von mir!«, fügte aber jedes Mal hinzu: »Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!« Doch da es keinen anderen Weg gab, um uns zu erlösen, leerte Jesus diesen Kelch des Zornes Gottes, der eigentlich uns zugedacht war. Otto Willenbrecht