Dieses Bibelwort zitierte der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss (1884-1963), in einer Rede mit Blick auf die zwölf Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft. Was »Verderben« ist, hatte das deutsche Volk in und nach dem Krieg gründlich erfahren, seine »Sünde« war ihm als sog. »Kollektivschuld« vor Augen geführt worden, was aber »Gerechtigkeit« ist, war vielen unklar geblieben. Um diese Gerechtigkeit im Staatsleben hatte sich der schwäbische Journalist und Politiker Heuss zeitlebens bemüht. Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, hier war er Mitglied des Reichstages, hatte er sich stets für eine liberale und zugleich soziale, d. h. gerechte Politik eingesetzt. Freiheit und Mitmenschlichkeit waren für ihn tragende Kräfte gesunden Volkslebens. So blieb es nach 1933 nicht aus, dass er mit dem Unrechtsstaat der Nazis in Konflikt geriet. Nach dem Krieg nahm er verschiedene politische Ämter wahr. Er arbeitete am Grundgesetz der Bundesrepublik mit und wurde deren erster Bundespräsident (1949-1959). Heute vor 40 Jahren ist er gestorben.
»Liebe ist immer ein Wagnis. Aber nur im Wagen wird gewonnen«, sagte Heuss einmal in seinem ersten Amtsjahr und hatte damit eine tiefe biblische Wahrheit getroffen. Denn alle Ungerechtigkeit dieser Welt kommt daher, dass der Mensch Gott und seine Gerechtigkeit nicht liebt, auch nicht seinen Nächsten, sondern vor allem sich selbst. Gott aber ist das Wagnis der Liebe eingegangen: Er liebt den Menschen so sehr, dass er seinen Sohn Jesus Christus zur Sühnung unserer Schuld, unserer Lieblosigkeit, am Kreuz geopfert hat, um uns gerecht zu machen, jetzt und in alle Ewigkeit. Gerhard Jordy