Haus- und Grundbesitz haben nicht nur eine Vermögensfunktion, sondern auch eine wichtige Versorgungsfunktion für die Menschen, die darin bzw. darauf leben. Die Eigentümer sorgen durch Erwerb und Erhalt für ihr Alter vor, die Mieter nutzen eine schöne Wohnung zum Leben und Erholen. Wie auf jeder Ebene menschlicher Beziehungen gibt es aber auch bei Wohn- und Mietverhältnissen nicht immer nur Sonnenschein. Die Erwartungen aneinander sind hoch - Enttäuschungen sind vorprogrammiert.
In meinem Beruf erlebe ich hin und wieder sogenannte »Heuschrecken«, deren Ziel die kurzfristige Geldanlage ist und die bei schnellem Wiederverkauf eines großen Mietshauses deftigen Zugewinn erzielen wollen - ohne an die Menschen zu denken, die im Haus leben und für die sie eine Versorgungsverantwortung haben. Die meisten Wohnungsbesitzer möchten allerdings durch pfleglichen Umgang und vorsichtige Modernisierung die Immobilie für die Menschen in ihr lebenswert erhalten und damit auch den Wert des Hauses festigen.
Trotzdem bin ich des Öfteren Zeuge von großem Egoismus, von Streit zwischen Mietern und Vermietern. So erlebte ich kürzlich eine heftige Mieter-Attacke gegen die beiden verkaufswilligen Eigentümerinnen: »Wer von euch braucht denn dringender Geld - denn sonst würdet Ihr ja nicht verkaufen?!«, blaffte der älteste Mieter sie an. Vielleicht fürchtete er Nachteile durch den neuen Besitzer. Doch mit seinem Verhalten schoss er weit über das Ziel hinaus. Verkauf und Veränderung müssen nicht zu einer schlechteren Lage führen. Nicht immer erkennen wir, welche Motive andere haben, aber wir sollten sie auch nicht vorschnell verurteilen. Wie gut, wenn man dann nicht nur eigene Sorgen an Gott abgeben, sondern auch noch für die der anderen beten kann. Klaus Spieker