In einem Zeitungsartikel las ich den folgenden Satz: »Der Damm ist längst gebrochen, nun müssen wir steuern, wo das Wasser hinfließt.« Damit wurde eine Entwicklung beschrieben, die schon seit Längerem das traditionelle System der Gesundheitsversorgung unterläuft: Immer mehr Menschen nehmen medizinische Online-Beratung in Anspruch und lassen sich übers Internet ihre Krankheit diagnostizieren. So bekommen sie schneller Klarheit als über die Warteschleife des Facharztbesuches. Das sei nun nicht mehr aufzuhalten, sondern müsse stattdessen kanalisiert werden, so der Artikel. Die Ärzte in ihren Praxen müssten eben auch eine Online-Betreuung ihrer Patienten anbieten.
Was hier angesichts fortgeschrittener medialer und digitaler Technik eigentlich recht vernünftig klingt, ist in moralischer und ethischer Hinsicht höchst zweifelhaft. Trotzdem scheint man sich auch hier diesem oben zitierten Prinzip verschrieben zu haben. So wurden schon vor vielen Jahren mit dem Aufkommen der Krankheit AIDS erstmals moralische, bis dahin noch bestehende Standards definitiv öffentlich preisgegeben, indem man z. B. für den Gebrauch von Kondomen warb, ohne dabei das eigentliche Problem, nämlich den häufigen Wechsel von Sexualpartnern zu hinterfragen. Damit entstand der Eindruck, als sei so etwas »selbstverständlich«. Auch hier waren Dämme gebrochen, und man versuchte zu »kanalisieren«, anstatt die Dämme zu reparieren. Seitdem sieht man immer mehr Dämme brechen.
Es wird zunehmend schwerer dagegenzuhalten, aber als Christen sind wir dazu gerufen, einen festen Stand zu behalten und Gottes gute Ordnungen aufrecht zu halten, auch wenn sich um uns herum immer mehr von diesem »Strom der Heillosigkeit« (1. Petrus 4,4) mit fortreißen lassen.
Joachim Pletsch