»Heuschrecken!« Das ist der richtige Ausdruck, den der ehemalige Vizekanzler Müntefering für die skrupellosen Finanzhaie gefunden hat. Die haben nur viel Geld, sonst nichts, kein Herz im Leib, keine Moral und kein Gewissen. Sie wollen schnell extrem hohe Renditen erzielen. Nicht vier bis sieben Prozent, sondern 20 bis 100 Prozent werden angestrebt, was oftmals zu Mitarbeiterkündigungen und zum Zerschlagen von Unternehmen führt. Man meint es deutlich sehen zu können, wie sie - einem riesigen Heuschreckenschwarm gleich - alles ringsumher kahlfressen, einerlei wie viele dadurch arbeitslos werden und woher die Kommunen das Arbeitslosengeld nehmen sollen.
Ist es nun die moralische Entrüstung von uns Gutmenschen oder vielmehr der Neid der weniger Erfolgreichen, was uns so aufgeregt werden lässt? Geht nicht das Streben der meisten Menschen dahin, zu den Gewinnern und nicht zu den Verlierern zu gehören?
Unser Tagesspruch will unsere Optik zurechtrücken, indem er uns zeigt, wie schnell aller irdischer Gewinn zumindest für uns selbst in nichts zerronnen ist.
An den Fachwerkhäusern in Celle habe ich wiederholt den Spruch gelesen: »Wir sind auf Erden Gäste und bauen hier doch feste; doch wo die ewigen Wohnungen sein, da bauen wir nur wenig ein.« Wenn wir doch morgen vielleicht schon tot sind, wäre es tatsächlich eine große Torheit, für das Diesseits mit rechten und unrechten Mitteln zusammenzuraffen, was wir nur können, und darüber den Frieden mit Gott außer Acht zu lassen.
Hermann Grabe