Bald nach der bestandenen Führerscheinprüfung machte mein Sohn eine längere Autofahrt. Beim Tanken fiel ihm plötzlich auf, dass er kein Geld dabei hatte. Ein freundlicher, vertrauensseliger Fremder half ihm aus der Patsche, indem er ihm das Geld lieh. Vielleicht hat er gedacht: Die 50 Euro kann ich verschmerzen, falls ich sie nicht zurückbekomme.
Jesus erzählt in einem Gleichnis von einem Mann, der 10000 Talente Schulden hatte. Ein Talent war die größte damalige Geldeinheit und hatte den Wert von 6000 Denaren. Da der Jahreslohn eines Arbeiters etwa 300 Denare betrug, entsprach ein Talent dem Einkommen von 20 Jahren. 10000 (eine Myriade) war die höchste Zahleneinheit in der altgriechischen Sprache. Einheiten wie Millionen oder Milliarden gab es nicht. Stattdessen sprach man im Fall von 1 Million von 100 Myriaden. Der Ausdruck »10000 Talente« steht also für eine unvorstellbar hohe Schuld, die im Leben niemals beglichen werden konnte. Der Mann war in einer finanziell aussichtslosen Lage. Angesichts der Drohung, ihn, seine Frau und seine Kinder als Sklaven zu verkaufen, ließ er sich zu einem leeren Versprechen hinreißen: »Hab Geduld mit mir und ich will dir alles bezahlen.«
So wie diesem Mann fällt es uns schwer, unsere hoffnungslose Lage vor Gott einzugestehen. Wir geben uns der Illusion hin, durch ein paar gute Taten und durch Religiosität unsere Schuld abtragen zu können. Leider ist das völlig aussichtslos. Der Gläubiger in dem Gleichnis hatte eine andere Lösung: »Der Herr jenes Knechtes aber, innerlich bewegt, ließ ihn frei und erließ ihm das Darlehen.« So ist Gott. Genauso behandelt er bis zum heutigen Tag Menschen, die die Not ihrer riesigen Schuld ihm offenlegen.
Gerrit Alberts