In einer Demokratie gibt es für jede Regierung auch eine Opposition. Sie setzt sich zusammen aus konkurrierenden Parteien, die aufgrund ihrer Wahlniederlage nicht an der Regierungsbildung beteiligt wurden. Sie sind zwar durch ihre Präsenz im Bundestag und Bundesrat sowie durch ihre Mitwirkung in den Ausschüssen nicht ohne Einfluss auf die Gesetzgebung, aber ihr Bestreben ist praktisch permanent darauf ausgerichtet, die Ablösung der bestehenden Regierung zu erreichen und selbst an die Macht zu gelangen.
Auch gegen Jesus regte sich damals zunehmend eine starke Opposition der politischen und religiösen Gruppen im Lande. Und das, obwohl Jesus weder von den Römern noch vom Volk mit Regierungsvollmacht betraut wurde. Trotzdem sahen die Mächtigen im Land ihren Einfluss in Frage gestellt. Wie kam es dazu?
Die Verkündigung und der Einsatz Jesu für das Wohl der Menschen und für die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, war nicht verbunden mit einer den Menschen einengenden Gesetzgebung, sondern mit göttlicher Liebe, die freiwillig und opferbereit das Wohl des Nächsten sucht und so seine inneren und äußeren Bedürfnisse stillt. Der Weg Jesu war kein Zusammenspiel von Gerechtigkeit und Zwang, sondern von Gerechtigkeit und Freiheit. Das brachte viele auf seine Seite; aber wem es um persönlichen Machterhalt ging, der wurde sein Feind. Umso erstaunlicher ist, dass Jesus keinerlei Gegenmaßnahmen ergriff. Und doch hatte er von Anfang an vorausgesehen, was geschehen würde; so bereitete er seine Jünger rechtzeitig darauf vor. Währenddessen führte er sein Programm der Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit unbeirrt fort.
Joachim Pletsch