Der Schreibtisch am Arbeitsplatz ist voll mit unerledigter Post, die E-Mail-Liste lang und ständig klingelt das Telefon. Wo soll man nur die Zeit hernehmen, alles zu erledigen? Nach der Arbeit geht's schnell nach Hause, dort warten die Familie, das Haus, der Garten. Der Tag müsste mehr Stunden haben, die Zeit reicht einfach nicht.
Vielleicht sind auch nur unsere Prioritäten falsch gesetzt, und wir sollten unsere Zeit neu verwalten lernen? Statt immer mehr Aufgaben in die vorhandene Zeit zu pressen, sollten wir uns vielleicht besser immer mehr Zeit für weniger Aufgaben nehmen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Manchmal muss erst der Paukenschlag einer Katastrophe kommen, damit wir aufwachen und umdenken.
Als im letzten Jahr meine Mutter einen Schlaganfall erlitt und wir im Krankenhaus um ihr Bett standen, kam ich ins Nachdenken. Plötzlich war vieles unwichtig geworden. Von da an kümmerten wir uns um die Menschen, die wir in den letzten Jahren zu wenig gesehen und vernachlässigt hatten. Wir erkannten, dass für eine geliebte Person der Einschnitt noch viel ernster war. Ihre Lebensuhr war kurz vor dem Stillstand.
Angesichts meiner hilflosen Mutter wurde mir die menschliche Vergänglichkeit bewusst. Es gilt, den Alltag zu bewältigen, aber über dem Alltäglichen nicht die Richtung auf das ewige Ziel zu vergessen. Wer hier auf Erden auf ewige Werte setzt, wird Schätze im Himmel haben. Nicht das Rackern für materielle Werte zählt am Ende, sondern das Gute, das wir tun können und leider oft aufschieben. Dazu gehört vor allem die Entscheidung, ganze Sache mit Gott zu machen.
Gerhard Kimmich