Der Mensch neigte schon immer dazu, an die Stelle des unsichtbaren Gottes die sichtbare Darstellung einer Ersatzgottheit zu setzen, die er dann verehrte. Die Bibel kann mitunter ausgesprochen ironisch sein, wenn sie die Nutzlosigkeit von Götzenbildern der damaligen Zeit aufdeckt. Diese Figuren sind ja nicht vom Himmel gefallen. Sie mussten erst einmal aufwändig gestaltet und geschmückt werden, mühsam an ihren Bestimmungsort transportiert und dort aufgerichtet werden. Um sie gegen Wackeln und Umfallen zu sichern, kamen einfache Befestigungsmethoden zum Einsatz. Die Bibel brandmarkt ihre Wirkungslosigkeit: Solche Figuren hatten vielleicht Mund, Nase und Ohren, sie konnten aber weder sprechen noch riechen oder hören; sie hatten möglicherweise Füße, konnten aber natürlich nicht gehen. Wer sie ansprach, erhielt keine Antwort. Sie konnten weder Gutes noch Böses ausrichten, und sie werden in der Bibel mit einer «Vogelscheuche im Gurkenfeld« verglichen. Dennoch warfen sich viele Menschen vor diesen Gebilden nieder in der Erwartung von Rettung, Schutz, Wegweisung und Wohlergehen.
Götterfiguren kann man sich heute wieder im Internet nach Belieben bestellen, beispielsweise römische, nordische, germanische oder asiatische Nachbildungen. In unseren modernen Häusern und Gärten finden man im Kleinformat auch Heiligenbilder, Schutzengel oder Buddhafiguren. Man erhofft sich von ihnen wohltuende Effekte, inneres Gleichgewicht oder eine Erweiterung des spirituellen Horizontes. Aber das ist ein Trugschluss – es sind tote Gegenstände, die nicht helfen können.
Darum wirbt Gott auch heute geduldig um unsere Seelen: »Wendet euch zu mir und lasst euch retten, denn ich bin Gott und keiner sonst« (Jesaja 45,22). Arndt Plock