Als junge Mutter war ich nach anfänglicher Euphorie über meine neue Aufgabe sehr bald in einem Alltag mit scheinbar endlosem Gequengel, zahllosen Hoppe-Reiter-Spielen und wiederholten Breifüttern angekommen - ganz zu schweigen von dem schier endlosen Wickelmarathon! Endete ein Tag, kündigte sich schon der nächste an, an dem alles wieder von vorne losging. War dies das von mir ersehnte Mutterdasein? Was war der Wert meiner Mühe?
Wenn wir in die Natur sehen, bemerken wir, dass sie von Wiederholungen lebt: Die Jahreszeiten kommen immer wieder, Kälte und Wärme, Sonne und Regen, Tag und Nacht wechseln einander ab. Es gibt Blumen, die jeden Morgen neu aufgehen und sich zur Nacht wieder schließen. Gott hat in seine Schöpfung viele regelmäßige und wiederkehrende Vorgänge eingebaut, an denen wir uns freuen und die uns Orientierung, Sicherheit und Ruhe geben. Auch die Sonne durchläuft ihre Bahn jeden Tag aufs Neue »wie ein Held« (Psalm 19) - ein Bild voller Majestät und Würde.
Gott hat also Normalität und häufig Wiederkehrendes bewusst geschaffen und als wertvoll erachtet. Er ist treu und wird nicht müde, diese wiederkehrenden Abläufe mit Liebe zu erhalten. Unsere Zeit und Gesellschaft werden immer schnelllebiger, eine Neuigkeit jagt die nächste. Wir dürfen aber von Gott lernen, unseren Alltag mit allen sich wiederholenden Aufgaben anzunehmen, ihn mit Würde und Liebe auszufüllen und gleich vielen identischen Perlen zu einer wundervollen Kette aneinanderzureihen. Denn wenn Gott jeden Tag mit seiner Gegenwart erfüllt, dann werden auch die gewöhnlichsten Aufgaben zu etwas Besonderem. Hanna Kaal