Eine Versuchung ist der starke Wunsch, etwas zu tun, das man nicht tun sollte, so definiert das »Google-Kurz-Lexikon«. Wohl jeder kennt das, denn wir alle wachsen mit der Vermittlung von Normen, Werten und Grenzen auf, und sind versucht, diese zu missachten. Die Versuchung stellt uns also auf die Probe, ob wir von den erlernten Regeln wirklich überzeugt sind und daran festhalten wollen. Ein Nachgeben bedeutet die Preisgabe der Übereinstimmung und Solidarität mit einem vernünftigen Regelsystem. Es kommt zum Bruch aller Beziehungen, die auf diesen Regeln gründen. Bezogen auf unsere Gesellschaft wird uns schnell klar, wohin das führen kann: zu Anarchie und Chaos.
Wenn die Bibel von Versuchung spricht, bezieht sie das auf Gottes »Regelwerk« für uns Menschen, seine Gebote, die er uns gibt, damit die Gemeinschaft mit Gott und dem Mitmenschen aufrechterhalten werden kann. Auch hier entstehen durch den Wunsch, etwas Gegensätzliches zu tun, Versuchungen. Es ist die Sünde in uns, die uns versucht: Der Dieb wird versucht zu stehlen, um etwas zu bekommen. Jemand wird versucht zu töten, um seine Interessen durchzusetzen. Ein anderer wird versucht, die Ehe zu brechen, um seine sexuellen Begierde zu stillen, usw. Die negativen und zerstörerischen Folgen liegen auf der Hand.
Wie kann man dann aber froh darüber sein, in Versuchung zu geraten? Das macht nur Sinn, wenn man der Versuchung standhält und damit die Festigkeit seines Standpunkts und Charakters beweist. Solche Charakterstärke verschafft Ansehen und Achtung - auch bei Gott. »Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er den Siegeskranz des Lebens empfangen, den der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben« (Jakobus 1,12).
Axel Schneider