Im April 1943 war es soweit. Auch Erich Kästner ereilte das Schreibverbot. Schon 1933 hatten seine Bücher die Ehre gehabt, von den Nazis verbrannt zu werden. Seit 1927 in Berlin arbeitend, hatte Kästner genügend Zeit gehabt, sich bei den neuen Machthabern unbeliebt zu machen. In seinen Büchern wandte er sich gegen allerlei Missstände in der Gesellschaft, auch gegen Militarismus und Faschismus. Das verzieh ihm Goebbels, der Herr über alle Medien, nicht. Prompt wurden Kästners Werke nach der Machtergreifung verboten und als »undeutsch« verbrannt und der liebenswürdige Mann konnte froh sein, dass ihm nicht noch Schlimmeres widerfuhr. In ständiger Furcht vor der Verhaftung überstand er die Nazizeit.
Nach dem Krieg erlebte er besonderen Ruhm als Kinderbuchautor, mit Recht, denn diese Bücher sind von echter Liebe zu Kindern und einem unaufdringlichen erzieherischen Interesse geprägt. Sie versuchen, Kinder stark zu machen, um sich in der leider oft heillosen Erwachsenenwelt zurechtzufinden. Wer gute Kinderbücher sucht, ihm seien sie empfohlen. Die Bücher sind von einem moralischen Grundverständnis geprägt, das im Christentum wurzelt, was man von vielen Kinderbüchern heute nicht mehr sagen kann. Allerdings kommt Gott darin nirgends vor, so als ob die vertretenen ethischen Grundsätze im »guten Menschen« ihre Quelle hätten. Das ist ein schöner Anlass, mit den Kindern darüber ins Gespräch zu kommen. Karl-Otto Herhaus