Ein Mann aus dem Elsaß wurde im Alter so taub, dass er sonntags im Gottesdienst nicht ein einziges Wort verstehen konnte. Dennoch besuchte er treu die Zusammenkünfte und saß Sonntag für Sonntag auf seinem angestammten Platz. Einmal hielt ihn der Pfarrer nach dem Gottesdienst am Ausgang zurück und brüllte dem Alten ins Ohr: »Es ist doch ein Jammer, dass Sie von dem ganzen Gottesdienst kein einziges Wort verstehen können. Das muss doch sehr langweilig für sie sein.« Neugierig drehten sich die Hinausgehenden nach den beiden um. Sie konnten jedes Wort verstehen und waren gespannt auf die Antwort des Alten. Doch er schwieg. Dann fuhr der Pfarrer fort: »Wenn Sie lieber daheim bleiben wollen, schicke ich ihnen jeden Sonntag mein Predigt-Manuskript. Dann können Sie das alles in Ruhe zu Hause lesen.« Lächelnd schüttelte der alte Mann den Kopf und antwortete verschmitzt: »Gemeinschaft der Heiligen!« Die hinausströmende Menge schaute sich verwundert an. Den Pfarrer brachte diese kurze Entgegnung in tiefe Verlegenheit. Die Drei-Wort-Predigt des Schwerhörigen war eindrucksvoller als die des Pfarrers. Der fast taube Mann war übrigens der Vater von Albert Schweitzer, dem berühmten Afrika-Arzt aus Lambarene.
Der Arzt Lukas berichtet in seinem Evangelium, dass Jesus Christus in seiner Heimatstadt »nach seiner Gewohnheit an jedem Sabbat in die Synagoge« ging. Es ist ein guter Brauch, wenn wir »das Zusammenkommen (der Christen) nicht versäumen« (Hebräer 10,25). Dort kann man das Nahesein Gottes und die Gemeinschaft der Heiligen erleben. Denn wo zwei oder drei wegen Jesus Christus zusammenkommen, verspricht er seine gnädige und tröstende Gegenwart (Matthäus 18,20).
Andreas Fett