Anton S. hat Schweißperlen auf der Stirn, das Herz rast, der Blutdruck steigt, die Atmung wird schneller, die Muskeln verkrampfen. Mit zitternden Knien kann er gerade noch in die Hocke gehen ... Anton S. steht nicht etwa auf einem Kranausleger 50 Meter über dem Grund, um sich mit einem Gummiseil an den Beinen in Bungee-Jumping zu versuchen, sondern 49 Meter tiefer auf dem Küchentisch mit einer defekten Leuchtstoffröhre in der Hand. Gerade durchleidet er wieder eine seiner Panikattacken, wenn er sicheren Boden verlässt.
Solche »Phobien« trüben manchem die Freude am Dasein: Angst vor Spinnen, geschlossenen Räumen, freien Plätzen, Menschenansammlungen, Blut, dem Zahnarzt, Angst vor der Angst ... Und dann all die Daseins- und Existenzängste! Eine repräsentative Umfrage ergab, dass sich jeder Zweite vor Hilflosigkeit im Alter oder einer unheilbaren Krankheit fürchtet. Weitere Sorgen gelten der Sicherheit von Lebenspartner und Kindern, wirtschaftlicher Not, Arbeitslosigkeit, unzureichender Rente sowie Isolation und Einsamkeit im Alter. Ängste und Psychosen begleiten Menschen durch das ganze Leben. Psychische Krankheiten, besonders Angststörungen und Depressionen, nehmen drastisch zu - Fälle für Psychiater, Neurologen und Psychologen.
So versuchen viele, durch Zerstreuung, Ablenkung und Verdrängung ihrer Ängste Herr zu werden; doch das erinnert eher an das Pfeifen des kleinen Max im dunklen Keller. Anton S. möchte jetzt einen Angst-Therapeuten aufsuchen. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden. - Ob er Psalm 34,5, unseren Tagesvers, schon einmal gelesen und bedacht hat? Er wäre jedenfalls gut beraten! Johann Fay