Nach der Trennung war seine Tochter bei der Mutter aufgewachsen, Kontakt fand nur selten statt. Wenn sich die 19-Jährige meldete, wollte sie nur Geld von ihrem Vater haben. »Ich gebe ihr wirklich gern alles, denn ich habe sie lieb«, sagte unser Bekannter. »Aber ich würde mir so wünschen, dass sie mich nicht nur anruft, wenn sie etwas möchte. Es wäre so schön, wenn sie Zeit mit mir verbringen wollte und wenn ich ihre Zuneigung spüren dürfte.
Als er das sagte, dachte ich an Gott, unseren Vater im Himmel. Geht es nicht vielen von uns wie der Tochter unseres Bekannten? Wir wachsen getrennt von Gott auf, wir können keine wirkliche Beziehung zu ihm aufbauen - ja, vielleicht kennen wir ihn nicht einmal? Und wir wissen nicht, wie groß seine Sehnsucht danach ist, eine Beziehung zu uns zu haben. Gottes Sehnsucht nach uns, seinen verlorenen Kindern, ist so groß, dass er Jesus Christus in diese Welt geschickt hat, seinen eigenen Sohn.
Er lädt uns bis heute ein, uns auf den Weg zu machen und den Vater kennenzulernen, seine Liebe zu uns, seine Fürsorge und Großzügigkeit. »Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat«, heißt es im Johannes-Evangelium 13,6.
Wer seinen eigenen Vater nicht wirklich kennengelernt hat, bleibt vielleicht misstrauisch. Vielleicht betet er, wenn er in Sorge und Angst ist. Aber er sucht weder Zeit noch Nähe zu Gott. Doch Gott gibt nicht auf. Er wartet - auf jeden Einzelnen. Und die, die ihn gern kennenlernen möchten, dürfen ihn einfach im Gebet anrufen - immer wieder und egal, was gewesen ist. Astrid Jähn