Blitzeis

Das Wetter auf dem norddeutschen Festland ist eigentlich meist harmlos. Aber neben Stürmen gibt es alle paar Jahre im Winter ein bedrohliches Problem: Dann verbünden sich Temperaturen um 0 Grad, Ostwind und leichter Regen in Sekunden zu einem gefährlichen Blitzeis. Der Glättegrad liegt extrem über dem einer festen Eisdecke. Fußgängern ist es kaum möglich, sich auf den Beinen zu halten. Fahrzeuge rutschen in Zeitlupe in Richtung Fahrbahnrand oder Straßengraben.
Vor etlichen Jahren erwischte es uns als Familie, mit zwei kleinen Kindern und einem Wellensittich. Auf der Rückreise von der Nordsee nach Westfalen setzte gegen Abend Schneeregen ein, die Sicht wurde bedrohlich schlecht. Die Frontscheibe des Autos fror immer wieder zu. Meine Frau schaute durch ein kleines Guckloch und gab als Beifahrerin die ungefähre Richtung an. Eine schier endlose Fahrzeugkolonne rollte im Schneckentempo durchs Land. Wegen Ermüdung und steigender Unfallgefahr versuchten wir und andere, eine Pensions- oder Hotelübernachtung zu organisieren. Erfolglos - alles war schon überfüllt. Wir mussten also weiterfahren. Wir beteten laut und baten Gott um Bewahrung, anhaltende Konzentration und um einen Wetterumschwung.
Schließlich rutschte unser Fahrzeug an einer Kreuzung in den Straßengraben. Nachdem wir zunächst keine Menschenseele zu sehen bekamen, tauchten plötzlich Männer aus einer Festgesellschaft auf, halfen uns beim Herausschieben des Wagens und boten uns sogar noch eine Übernachtung in ihrem Bauernhaus an.
Welch eine Rettung, was für eine Erleichterung! Wir waren sehr berührt! Gott hatte Hilfe geschickt! Jetzt konnten wir uns bei ihm und bei den netten Helfern, die uns noch mit einem königlichen Abendessen versorgten, herzlich bedanken! Klaus Spieker