Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?
Matthäus 7,3
Seit einigen Jahren renovieren wir unser Eigenheim, und so nach und nach gehen wir die kleinen Baustellen an, die wir vor unserem Umzug noch außen vor gelassen hatten. Momentan ist unser Treppenhaus an der Reihe, das wir verkleiden und zum Keller hin abschließen wollen. Dabei haben wir mit langen Balken gearbeitet. Als mein Onkel neulich zu uns kam, um das Treppenhaus zu sehen, hielt er spontan einen der langen Balken in die Höhe. In der anderen Hand hatte er einen sehr kleinen Span, der beim Renovieren übrig geblieben war.
Das war ein sehr anschauliches Beispiel für den bekannten Vers aus dem Matthäusevangelium, den ich schon häufig gelesen habe, der mir aber in diesem Moment besonders deutlich wurde. Denn dieser Balken, lang, massiv und kaum mit einer Hand zu halten, war natürlich viel zu groß, um auch nur annähernd in ein menschliches Auge zu passen. Der Splitter dagegen könnte das sehr gut!
Wie oft bemerken wir Fehler an unserem Gegenüber und verurteilen diese Person. In unserem Hochmut fällt es uns leicht, schlechte Gedanken über andere zu pflegen. Aber sind wir uns bewusst, dass wir selbst genauso sündige Menschen sind, die Vergebung nötig haben? Jesus möchte deutlich machen, wie sehr wir in der Gefahr stehen, unsere eigene schlechte Natur zu übersehen und unsere Sünden, groß wie Balken, kleinzureden. Gleichzeitig blicken wir auf andere herab und verurteilen deren »Splitter«.
Wir benötigen die Vergebung Gottes, der unseren »Balken« entfernen kann, wenn wir ihn darum bitten. Wenn wir uns bewusst sind, wie gnädig Gott uns vergeben hat, werden wir auch viel milder mit anderen sein.
Ann-Christin Ohrendorf