Im Januar vorigen Jahres lief das riesige Kreuzfahrtschiff Costa Concordia mit rund 4 200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern in voller Fahrt auf einen Felsen auf. Es legte sich schon bald so stark auf die Seite, dass einige Reisende nicht mehr den Weg nach draußen finden konnten. Trotz des todesmutigen Einsatzes der italienischen Rettungskräfte konnten sie später nur noch als Leichen geborgen werden.
Fragt man nach der Ursache dieser Katastrophe, so erfährt man, dass ein äußerst risikobereiter Kapitän ungebeten zu nahe an die Insel Giglio heranfuhr. Er wollte einem Besatzungsmitglied ermöglichen, seinen Verwandten auf der Insel zuzuwinken. Dabei übersah er sogar Felsen, die aus dem Wasser ragten.
Wir handeln ebenfalls oft eigenmächtig und verantwortungslos, wenn die Folgen für uns und andere auch bei Weitem nicht so verheerend sind. Wie vieles bliebe ungetan und ungesagt, wenn wir uns unserer Verantwortung vor Gott und für unsere Nächsten immer bewusst wären! Und wie viel Kummer bliebe uns und unseren Lieben dadurch erspart!
David hat im Psalm 19 darum gebeten, nicht aus Angeberei oder Imponiergehabe etwas zu tun oder zu sagen, womit andere verletzt werden oder wodurch wir uns auf Kosten anderer wichtig machen können. Im »Hohenlied der Liebe« in 1. Korinther 13 steht, dass die Liebe nicht groß tut und sich nicht »aufbläht«. Sie sucht stattdessen alles, was dem Nächsten zum Nutzen ist. Kapitän Schettino von der Costa Concordia hätte bestimmt erst auf die Seekarte geguckt, bevor er zur Insel Giglio fuhr, wenn er an das Glück all der Mitreisenden an Bord gedacht hätte. Da waren nämlich die fraglichen Felsen eingezeichnet.
Hermann Grabe