Es ist traurig aber wahr, dass die Welt betrogen sein will. Vor allem im öffentlichen Leben kommt man mit der Wahrheit meistens nicht weit. Dem größten Schwindel wird oft mehr Glauben geschenkt als der offensichtlichsten Wahrheit. Wer es versteht, Lügen gut unter die Leute zu bringen, hat mehr Macht und Einfluss als jemand, der die Wahrheit liebt. Doch eigenartig: Alle, die das Volk belügen und betrügen, versichern uns dauernd, wie ehrlich sie sind. Denn ohne das Vertrauen seiner Zuhörer, Anhänger und Freunde hat auch der größte Lügner keinen Einfluss.
In einer Welt voller Lügengespinste und Täuschungsmanöver gibt es auch Misstrauen, Haarspalterei und Wortklauberei. Aus dieser weltweiten Unwahrhaftigkeit heraus entstand das Schwören, um überhaupt noch eine gewisse Garantie für die Wahrheit zu haben. Weil man kaum einem Menschen glauben kann, wird man für bestimmte Dinge vereidigt oder zum Schwur aufgefordert. Jeder Eid und jeder Schwur aber ist im Grunde ein deutlicher Hinweis auf die Herrschaft der Lüge und des Bösen. Die allgemeine Verlogenheit offenbart sich gerade dort, wo die Wahrheit zum Zuge kommen soll; denn sie ist nur die Ausnahme von der Regel.
Ein Leben in Wahrhaftigkeit braucht keinen Eid, keinen Schwur! Die Bibel sagt, dass jedes »Ja« ein Ja und jedes »Nein« auch ein Nein sein soll und weiteren Beteuerungen ein böses Übel sind. Jesus Christus sagt uns deshalb: »Schwört überhaupt nicht!« (Matthäus 5,34). Er will seinen Jüngern ans Herz legen, dass zur Beteuerung und Bekräftigung der Wahrheit im täglichen Leben überhaupt kein Eid nötig ist. Karl-Heinz Gries