Am 14. Oktober 1839 stach das erste schraubengetriebene Dampfschiff, die »Archimedes«, in See. Diese Fahrt leitete eine neue Ära im Bereich des Seeverkehrs ein. Hatte die zentrale Erfindung der industriellen Revolution, die Dampfmaschine, bisher mehr zu Lande ihren Siegeszug gehalten, so kam jetzt der Durchbruch auch in der Seefahrt. Die Raddampfer - auf den Binnengewässern schon lange eingesetzt - hatten sich bei hohem Seegang als untauglich erwiesen, auch brauchten sie viel mehr Kohle als Schraubendampfer. Die Erfindung der Schiffsschraube eröffnete ganz neue Möglichkeiten. Die Schiffe wurden schneller, ökonomischer und größer.
Zwei wesentliche Tendenzen des industriellen Zeitalters brachen sich von nun an auch in der Seefahrt Bahn, die Tendenz zum Gigantismus - wir könnten auch von Megalomanie reden - und die Tendenz zur Beschleunigung. Beide erlebten immer wieder in der neueren Geschichte ihre Rekorde - aber auch ihre Katastrophen. Die Titanic - man beachte den Namen -, das seinerzeit modernste, schraubengetriebene Dampfschiff von 44.000 BRT, rammte bei dem Versuch, einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen, einen Eisberg und riss weit über 1.500 Menschen mit in den Tod. Wie beim Turmbau zu Babel zeigt sich auch in diesem kleinen Segment des technischen Fortschritts, dass nicht technische Ziele allein den Menschen leiten, sondern das alte Streben mit im Spiel ist, »sich einen Namen zu machen« (1. Mose 11,4), über sich selbst hinauszuwachsen, zu werden wie Gott. Karl-Otto Herhaus